Unsere Einreise nach Malawi ist die schnellste, unkomplizierteste und günstigste seit wir Europa verlassen haben.
Wir benötigen kein Visum für Malawi. Der Einreisestempel ist schnell in den Pass gedrückt und die Zollformalitäten
sind völlig problemlos und flott. Auch dieses Mal schafft Jochen es den zuständigen Beamten davon zu überzeugen,
dass wir als Privatfahrzeug keine Straßenbenutzungsgebühren zu zahlen haben. Es ist mir ein Rätsel wie er das immer
wieder hinbekommt.
Malawi gefällt uns auf Anhieb. Es ist ein wunderschönes Land und der Malawisee ist
unglaublich blau. Die Straßen auf Grund der hohen Benzinpreise fast leer und die Menschen sind freundlich, entspannt
und fröhlich.
Die Lebensmittel sind nicht so knapp wie vorher vermutet, neben frischen Fruchten kann man sich gut mit
Grundnahrungsmitteln versorgen. Auch Diesel bekommt man, doch der ist teuer. So sind wir froh den etwas
billigeren Tansaniadiesel dabei zu haben.
Der amtierende malawische Präsident hat sich mit
den Engländern überworfen. Woraufhin etliche Geldgeber ihre Hilfe abzogen.
Malawi hat keine nennenswerten Wirtschaft und verfügt nicht über große Bodenschätze.
Daher ist der Rückzug der Entwicklungshilfe in Malawi deutlich zu spüren. Doch die Malawier sind
zuversichtlich und fest davon überzeugt, dass es bald wieder bergauf geht.
Wir steuern erst einmal ein schönes Camp am See an um uns zu sortieren. Seit Tagen habe wir
keine Wäsche mehr gewaschen und unsere "Wohnung" benötigt dringend eine Reinigung.
Hier lernen wir Ellen kennen. Zart, blond steht sie vor ihrem Unimog als wir im Camp ankommen und winkt uns zu.
Sie 70 Jahre alt und seit Mitte 2010 alleine in Afrika unterwegs.
Sie kommt aus Berlin und ihre direkte, herbherzliche Art
ist uns direkt sympathisch. Ihr Temperament ist beeindruckend. Abends am Lagerfeuer erzählt sie von
ihren erstaunlichen Erlebnissen und natürlich tauschen wir Informationen aus.
Das Camp liegt direkt am See mit Blick aufs Wasser. Maggi die Managerin sorgt für saubere Sanitäranlagen
und ein gepflegtes Gelände. Sie, macht die Buchhaltung, näht, wäscht, putzt, jätet Unkraut, kauft ein, kocht,
und kümmert sich
um die Gäste. Nebenbei steuert sie die anderen Angestellten, die kaum ¼ soviel arbeiten wie sie. Morgens
um 5 Uhr steht sie auf und gegen 22 Uhr geht sie ins Bett. Bis auf kurze Unterbrechungen um etwas zu essen
macht sie keine Pausen. Sie ist immer gut gelaunt.
Ihr Lebensweg ist nicht ungewöhnlich
für eine Afrikanerin. Im Malawi geboren, noch als Kind während einer Hungersnot nach Simbabwe ausgewandert.
Ihre drei Kinder leben noch dort bei ihren Eltern. Dann aus beruflichen Gründen über Südafrika nach Malawi
zurückgekehrt.
Finn und Peer versuchen morgens im nahe liegenden Dorf vergeblich ein Hühnchen
fürs Abendessen aufzutreiben. Maggi geht Nachmittags ebenfalls einkaufen und bietet mir an ein Hühnchen
mitzubringen falls eins aufzutreiben ist. Tatsächlich ist sie erfolgreich und kommt eine Stunde später
mit einem aufgeregt gackernden, hübschen, braunschwarzem Hühnchen zurück. So hatte ich das allerdings
nicht gemeint. Ich denke darüber nach es einfach freizulassen oder einen Käfig auf den Gepäckträger zu bauen.
Finn würde es schlachten, weiß aber
nicht wie es geht. Peer macht mir Vorwürfe weil ich kein totes Huhn bestellt habe. Jochen weigert
sich es mitzunehmen. Selbst die Aussicht auf frische Eier (falls es überhaupt eine Henne sein sollte) lässt ihn nicht
weich werden. Doch Maggi löst das Problem. Sie schlachtet das Hühnchen, zeigt Finn wie man es ruft und
nimmt es später dann auch noch für uns aus.
Nach ein paar Tagen fahren wir weiter immer Richtung
Süden. Es geht durch die Berge, die Landschaft ist traumhaft grün und mit Flüssen durchzogen. Wir sehen
Paviane die keine scheu vor uns zeigen, dafür wir vor ihnen. Finn entdeckt sogar Krokodile in einem der
Flüsse die wir überqueren.
Wieder am See treffen wir auch Ellen wieder. Sie ist auf dem Weg
nach Livingston (Viktoriafälle) wo sie ihren zweiten Sprung von der Brücke machen möchte.
Wir sind auf dem Weg nach Sambia, wo wir Tiere sehen möchten. Durch Tee-, Tabak- und Maisplantagen
und quer durch das unberührten Nkhotakota-Nationalreserv gehts Richtung Süden.
Nach einem kurzen Abstecher in Lilongwe geht es nach Westen Richtung Sambia. Hier haben wir es
zum ersten Mal auf dieser Reise mit unangenehmen Polizisten zu tun die sehr offen Geld fordern. Natürlich
zahlen wir nie.
Die Ausreise aus Malawi geht schnell und problemlos. Der zuständige Beamte möchte gerne die Quittung für
die Straßenbenutzungsgebühren sehen, doch wir stellen uns doof. Nach der 5. Quittung die Jochen ihm unter die Nase
hält gibt er auf und wir dürfen fahren.
Unsere Einreise nach Sambia ist zwar problemlos aber verdammt teuer. 280 US$ zahlen wir für die Visa und die vielen
Gebühren, die für alles mögliche anfallen. Dann dürfen wir ins Land.
Sambia ist bei weitem nicht so
dicht besiedelt wie Malawi und präsentiert viel unberührte Natur. Auch Sambia ist, jetzt in der Regenzeit,
üppig grün und dicht bewachsen. Auffällig ist die Diskrepanz zwischen Stadt und Land. In den Städten gibt
es Shoppingmals, wie wir sie aus Kenia kennen, mit gutbestückten Supermärkten. Man bekommt Elektroartikel,
genauso wie Kleidung nach den aktuellen Vorgaben der Modemacher. Während man auf dem Land so gut wie keine
Infrastruktur vorfindet.
Nach einer kurzen Pause in Chipata wenden wir uns weiter Richtung Nordosten. Unser Ziel ist der South Luangwa
National Park. Wir fahren bis an den Rand dieses Parks und suchen uns ein Camp am Luangwa. Im Fluss baden
Hippos und Krokodile. Übers Camp wandern Elefanten und natürlich gibt es Affen die hier besonders frech sind.
Einer klaut uns das Brot von Tisch während wir frühstücken. Finn schießt mit seiner Zwille doch das Brot ist
weg. Ein Campigplatzangestellter reizt einen jungen Elefantenbullen, der gerade aus der Herde ausgestoßen
wurde und dementsprechend verwirrt ist. Der Bulle wird verdammt wütend und jagt uns. Wir flüchten
in alle Richtungen und ich bin froh als ich meine Familie wieder beisammen habe. Der Bulle rächt sich
an der Bepflanzung und hinterlässt ein Bild der Zerstörung.
Wir verbringen einen Tag im
Nationalpark und sehen wirklich viele Tiere. Es gibt viele Elefanten und Impalas. Wir sehen neben
unterschiedliche Antilopenarten, Büffel, Giraffen und Zebras. Sogar ein Löwe liegt in der Savanne
und betrachtet uns gelangweilt. Wir sind froh die schwierige Anfahrt und die hohen Eintrittsgebühren
in Kauf genommen zu haben und genießen den Tag im Park.
Unser Weg führt uns zurück nach Chipata und von dort weiter bis nach Lusaka. Hier rasten wir ein paar Tage um
Wartungs- und Reinigungsarbeiten zu erledigen.
Bei stömenden Regen, den endlich hat uns
die Regenzeit eingholt, geht es weiter zu den Viktoriafällen. Schnell ist alles wieder trocken und heiß.
Wir wollen zum, von Ellen heiß empfohlenen, no name camp. Das Camp geführt von Gabi und Hartmut Papenfuss
ist allein wegen seiner Gestaltung einen Besuch wert. Der ein oder andere kennt die Anlage und ihre
Gestallter vielleicht schon aus dem deutschen Fernsehen. Wir verbringen zwei wunderbare Tage mit Gabi und Helmut.
Livingstone,
der die Fälle 1855 als erster Europäer entdeckte und dokumentierte, benannte sie zu Ehren seiner Königin Victoriafälle.
Mosi-oa-tunya (donnernder Rauch), wie die Einheimischen sie nennen, ist allerdings der treffendere Name. Schon von
weitem sieht man, die zu Wasserdampf gewordene Gischt als riesigen Wolkenturm zu Himmel steigen. Der Zambezi,
welcher jetzt in der Regenzeit enorme Wassermassen transportiert, stürzt hier mehr als 100 Meter in die Tiefe.
Über eine Breite von 1,7 km fällt er in eine T-förmige Schlucht. Er fließt über den oberen Querbalken herunter
und strömt dann in einer recht schmalen Schlucht (den Senkrechtstrich des Ts) weiter Richtung Osten bis zum
indischen Ozean. Diese, von mir unzureichend beschriebene, geologische Form macht es einem möglich den fallenden
Wassermassen frontal gegenüber zu stehen.
Selbstverständlich wollen wir uns das Schauspiel ansehen.
Doch die Fälle sieht man sich nicht nur an, man erlebt sie, hört sie, fühlt sie, schmeckt sie. Schon von weitem
hört man den Donner der fallenden Wassermassen und fühlt die Feuchtigkeit in der Luft. Steht man ihnen
gegenüber ist man innerhalb von Sekunden klatschnass und das, von allen Seiten auf den Körper prasselnde,
Wasser fließt in Bächen an einem herunter. Die von unten und oben kommende Gischt raubt einem in unregelmäßigen
Abständen die Sicht und den Atem, bildet aber auch hübsche Regenbögen in der gesamten Schlucht. Selbst unsere jugendlich
gechillten Jungs, die sich durch kaum etwas wirklich beeindrucken lassen, sind angemessen Angetan
von diesem Naturschauspiel.
Wieder ein klasse Erlebnis auf dieser Reise.
Doch dann heißt es Abschied nehmen von Sambia wir wollen
weiter nach Namibia. Ein letztes Mal überqueren wir den Zambezi und stehen an der Grenze zu Namibia. Die
Grenzformalitäten scheinen jedes Mal einfacher zu werden und im Nu sind wir ausgereist.
Fast am östlichsten Zipfel Namibias reisen wir ein. Da wir für Namibia kein Visum benötigen ist die Einreise
für uns nicht nur unkompliziert sondern auch günstig. Lediglich Straßensteuer müssen wir bezahlen und ganz
wichtig unser Schuhsohlen müssen wir auf einem farblich undefinierbaren mit brauner Flüssigkeit getränkten
Lappen desinfizieren.
Die nächsten Tage hangeln wir uns durch den etwas eintönigen Caprivizipfel
vor Richtung Westen, besichtigen die Popafälle am Okawango und machen eine Tour durch den Mahango Nationalpark.
Wieder werden wir mit einer vielfältigen Tierwelt belohnt. Wir verbringen einen Tag am Okawango bevor es weiter geht.
Danach geht es weiter Richtung Westen. Wir sehen Giraffen, Kudus und Warzenschweine abends hören wir den Jagtruf der Hyänen
und wundern uns, wie diese Tiere zwischen den Zäunen der großen Farmen überleben können.
Unser Ziel ist der Etoscha Nationalpark, doch daraus wir erst einmal nichts.
Kaum 100km vor dem Park zerstören wir uns bei einer zu tiefen Wasserdurchquerung den Kühler.
Die Flügel des Kühler-Ventilators brechen beim Eintauchen ins Wasser, zerfetzen die Ummantelung und schlagen
Löcher in den Kühler. Den Kühler selbst bekommen wir noch an Ort und Stelle wieder dicht. Doch der
Ventilator ist hin. Als Folge überhitzt der Motor und wir benötigen etliche Kühlpausen.
Wir ändern unsren Kurs und steuern jetzt im Schneckentempo Tsumeb an. Es ist
die größte Stadt in der Umgebung und wir hoffen hier auf einen Ersatzventilator. Doch wie sich
herausstellt ist weder in Namibia noch in Südafrika ein solcher Ventilator aufzutreiben.
Jochen macht sich auf die Suche und treibt deutschstämmige LKW-Teilehämdler auf. Die passen uns
einen anderen Ventilator an.
Das dauert ein paar Tage. Wir verbringen die Tage in Tsumeb, das außer einem schönen kleinen
Museum nicht allzu viel zu bieten hat. Doch das Camp ist schön und hat einen riesen Swimmingpool. Und
Lesestoff ist immer noch reichlich vorhanden.
Dann kurz vor dem Wochenende am Samstag
Vormittag sind alle benötigten Ersatzteile fertig und angepasst. Noch am selben Tag bauen wir sie ein
und freuen uns auf die Weiterfahrt. Daraus wird leider nichts. Denn der neue Ventilator fliegt uns schon
kurz nach Motorstart wieder um die Ohren und zerfetz weitere Teile er Ummantelung. Wir hatten die Plane,
die unter dem Motor liegt damit keine Kleinteile im Gras verloren gehen, dort liegen lassen. Sie wird durch den
Sog des Ventilator hochgezogen und verwickelt sich vollständig mit diesem. Wieder brechen die Rotorblätter
und wir haben Glück das niemand von den geborstenen, durch die Luft schießenden Teilen getroffen wird.
Der Gaszug der ebenfalls von der
Plane erfasst wird reißt. Unsere Stimmung ist erst einmal hinüber. Erst gegen Abend können wir die ersten
Späße über unsere Dummheit machen.
Am Sonntag ist Peers Geburtstag. Den verbringen wir lesend, schwimmend, Torte essend und Filme guckend im Camp.
Abends gibt's Pizza. Peer ist hochzufrieden.
Montags macht Jochen sich morgens früh auf den Weg
zum Teilehändler und lässt einen neuen Ventilator zurechtschneiden. Dieses Mal geht es schnell und Mittags
ist der neue Ventilator eingebaut. Er läuft einwandfrei.
Wir sind zufrieden und freuen uns auf den nächsten Tag, es soll zum Etosha National Park gehen.
Doch kaum zu glauben am nächsten Tag springt der MAN nicht an. Er hat schon seit einer Weile
Anspringprobleme wir vermuten, dass es an einer defekten Dieselpumpe liegt konnten aber bisher keine
Ersatzpumpe bekommen. Unser LKW Teilehändler in Tsumeb hat bereits eine für uns bestellt und wir wollten
auf dem Weg nach Etosha bei ihm vorbei fahren um sie abzuholen. Wir dachten der Einbau hat noch ein paar Tage
Zeit. Offensichtlich nicht. Jochen macht sich zu Fuß auf den Weg und holt die Dieselpumpe ab. Wir wechseln
sie mit mäßigem Erfolg, der MAN springt immer noch nicht an. Der Fehler liegt irgendwo anders. Nach
systematischer Suche entdecken wir ein Leck in der Zufuhr zur Dieselheizung für den Aufbau. Darüber
zog die Pumpe zuviel Luft und der Diesel, den die Pumpe noch in die Zylinder fördert reichte kaum noch
und zum Schluss überhaupt nicht mehr zum Starten.
Jetzt kann es endlich los gehen. Wir machen uns gleich am nächsten Tag auf zum Etosha Nationalpark und gönnen
uns 2 Tage im Park. Viele Tiere sind in der Regenzeit nicht zu sehen. Sie sind jetzt nicht darauf
angewiesen an den Wasserlöchern zu trinken und verziehen sich in den Busch. Dennoch mit etwas Glück und
Geduld können wir sogar unserer Liste der persönlichen Neuentdeckungen erweitern. Außerdem sehen wir zum
ersten Mal auf dieser Reise Nashörner. Sieht man sich diese Tier durch das Fernglas an und hat sie dann
ganz nah vor Augen, hat man das Gefühl ein Urzeitwesen zu betrachten, ein ganz merkwürdiges Gefühl.
Zufrieden nach zwei schönen Tagen im Park geht es für
uns jetzt nach Norden. Wir haben uns schweren Herzens dazu entschieden falls möglich den MAN
zu verkaufen. Zurück fahren wollen wir ihn nicht, denn dann müssten wir jetzt schon los fahren und hätten
wenig Zeit uns weiter umzusehen.
Eine Verschiffung nach Hause ist teuer. In Namibia und Südafrika können wir ihn
nicht verkaufen weil hier nur Rechtslenker zugelassen werden können. So hoffen wir ihn nach Angola verkaufen
zu können. Dort kann man Linkslenker zulassen. Also fahren wir an die Angolanische Grenze um uns nach
Verkaufmöglichkeiten zu erkundigen. Wir fragen uns durch und werden auf Oshikango verwiesen ein
interessantes Grenzstädtchen, in welchem reger Grenzhandel und Benzinschmuggel betrieben wird.
Chinesen handeln mit Ramschware wie sie bei uns in den 1 Euro Läden zu finden ist. Solche Überflussprodukte sieht
man sehr selten in Afrika. Angola hat Erdöl und Diamanten (Grund für den jahrelangen Bürgerkrieg)und ist reich.
Das kommt einigen wenigen zu gute.
Warum die Angolaner alledings nach Oshikango kommen müssen um Waren zu kaufen ist mir nicht klar.
Wir fahren die LKW Händler ab, doch die winken alle
ab viel zu alt ist der MAN. Ihre Höfe sind gefüllt mit nagelneuen Chinesischen Trucks.
Wir bleiben noch eine weitere Nacht in Oshikango.
Jochen macht sich auf die Suche nach günstigem geschmuggelten Diesel aus Angola.
Der Dieselhändler, er ist LKW-Fahrer, bringt den Dieseln von
seinen Fahrten nach Angola mit. Auch er hat, wie viele Weiße die wir treffen, deutsche Wurzeln.
Deutsch spricht er allerdings nicht. Im Gespräch mit ihm klärt sich auch die Frage warum die
Angolaner ausgerechnet nach Oshikango kommen müssen um im Angebot chinesischer Ramschware zu
schwelgen. Der Import über Luanda ist, nachdem die vielen, von korrupten Beamten, aufgehaltenen
Hände bedient worden sind, so teuer, dass sich der Vertrieb nicht mehr lohnt. Daher wird die Ware
über Walvis Bay eingeführt und über die wirklich guten namibischen Straßen bis Oshikango gefahren.
Wir machen uns jetzt auf den Weg Richtung Kaokoveld.
Unser erstes Ziel dort sind die Epupa Fälle, die sehr schön sein sollen. Dazu hangeln wir
uns am Kunene dem Grenzfluss Namibia/Angola entlang. Wir sehen uns die Ruacana Fälle an,
die seit der Fluss oberhalb der Fälle gestaut wurde um seine Energie zur Stromerzeugung
zu nutzen, nicht mehr beeindrucken. Der Fluss kommt eher als Rinnsal den Berg herunter
gelaufen. Wir campen sehr schön gelegen direkt am Fluss im Hippo Pool Camp doch Nilpferde
gibt es seit 2005 nicht mehr, dafür sonnt sich ein recht beachtliches Krokodil am Strand,
zum Glück am anderen Ufer.
Weiter geht es am Kunene entlang Richtung Westen. Morgens, wir hatten uns einen Schlafplatz
im Busch gesucht und frühstücken, zieht ein Himba mit seiner großen Rinderherde vorbei.
Kaum hat er uns entdeckt da steuert er auch schon auf uns zu. Wir begrüßen ihn und versuchen
uns mit ihm zu unterhalten, doch leider spricht er kein Englisch. Aber, "I'm hungry" kann er
sagen. Er ist schlank aber ausgehungert sieht er nicht aus. Egal, wir haben Wurst, Käse und
Butter auf dem Tisch. Die Himbas sind Rinderzüchter. Milchprodukte kennt er, sie sind also
nichts Neues, daher bieten wir ihm an Wurst auf sein Brot zu legen. Das ist ihm recht.
Gespannt warten wir bis er ins Brot beißt, er wäre nicht der erste Hungrige der uns
unser Essen vor die Füße spukt weil es nicht mundet, doch dem Himba scheint es zu schmecken.
Nachdem das Brot verspeist ist macht er deutlich, dass er jetzt gerne Zigaretten von uns hätte.
Die haben wir nicht, genauso wenig wie Tabak den er ersatzweise nehmen würde. Bevor er weitere
Wünsch an uns richtet macht Jochen dem Mann klar, dass wir gerne ein Rind von ihm hätten.
Als er endlich versteht was Jochen von ihm will muss er lachen und wir mit ihm. Wir machen
uns dann auf den Weg zu den Epupa Fällen und er läuft seinen weiter gezogenen Rindern hinterher.
Die Epupa Fälle sind wirklich sehr schön. Wir steigen ein wenig am Kunene entlang immer auf der
Suche nach dem besten Blick auf die Fälle und verbringen eine Nacht am Fluss.
Das Kaokoveld gefällt uns gut es ist sehr trocken und meist spärlich bewachsen. Jetzt in
der Regenzeit blühen die wenigen Pflanzen in zarten fasst blassen Farben. Je weiter man
nach Westen kommt um so wüstenartiger wird es. Wir beschließen noch ein paar Tage hier
zu verbringen und planen einen Abstecher in den Hoanib River bei Sesfontain. Die Flüsse
sind wenn es nicht regnet trocken und können als Fahrwege genutzt werden. Gut gelaunt freuen
wir uns auf ein paar Tage Einsamkeit.
Vor der Runde rufen wir noch einmal
unsere Mails ab und erhalten von Gabi und Hartmut die Nachricht von Ellens Tod. Wir
sind fassungslos und unglaublich traurig. Ellen ist uns in den wenigen Tagen, die
wir gemeinsam verbrach haben sehr ans Herz gewachsen, so dass wir unser Reise jetzt
bedrückt fortsetzen.
Unser Abstecher führt uns durch ausgetrocknete
Flussbetten an den südlichen Rand des Kaokovelds. Trotz der Trockenheit leben hier
etliche Tiere, wir sehen sogar einen der seltenen Wüstenelefanten. Am Ende des ersten
Tages suchen wir uns einen schönen Nachtplatz auf einer leicht erhöhten Stelle im Flussbett.
Doch als im Osten dunkle Wolken aufziehen raffen wir schnell wieder alles zusammen und
fahren weiter. Keinen von uns gelüstet es nach einer weitere Nacht im einem langsam
anschwellenden Flussbett. Wir fahren bis wir eine deutlich erhöhte und für uns zugängliche
Stelle finden, die für die Übernachtung geeignet ist. Der Blick über zwei breite, hier
zusammenlaufende, ausgetrocknete Flussbette ist fantastisch. Auch die nächsten Tage sind
erlebnisreich die Landschaft ist berauschend und immer wieder begegnen uns Tiere, meist
Antilopen aber auch Schakale, Giraffen und Zebras.
Nach diesem Abstecher
gönnen wir uns ein ganz anderes Erlebnis. Wir steuern die, bereist von Dag und Tom
und später noch einmal von Susi und Stefan empfohlene, Gepardenfarm an. Auf der Farm
leben drei zahme und 14 nicht zahme (halbwilde) Geparden. Man
kann bei der Fütterung der Tiere zusehen. Erst werden die zahmen Tiere gefüttert
dann die nicht zahmen. Diese züchtete der Farmer ursprünglich zu Verkaufszwecken.
Doch eine neue Gesetzgebung verbietet den Handel mit den Tieren. Da der Farmer die
Tier weder frei lassen kann (sie würden die Tiere der umliegenden Farmen
reisen) noch abschießen darf, nutzt er sie jetzt um Touristen anzulocken. Die
halbwilden Tiere werden, wenn Touristen da sind gefüttert, ansonsten leben sie von
dem was sie jagen. Auf seinem riesigen Gelände errichtete der Farmer einen Campingplatz
und eine Lodge und ist froh über die zusätzlichen Einahmen durch die Touristen. Wir
erreichen die Farm gegen Mittag und lassen uns auf dem Campingplatz nieder. Um 16 Uhr
holt der Farmer uns ab und bringt uns zum Farmhaus auf dessen umliegenden, eingezäunten
Gelände die drei zahmen Geparden leben. Man darf sie sogar streicheln, sie schnurren wie
riesige Hauskatzen. Erst als der Fleischeimer ins Spiel kommt merkt man, dass es Raubtiere
sind. Dann besteigen wir die offene Ladefläche des Pickup und werden vom Farmer ins
Raubtiergehege gekarrt. Die erste Gruppe von 7 Tieren erscheint schon kurz nachdem wir
auf dem Gelände sind. Man erkennt sofort das diese Tiere nicht zahm sind. Ihr Gang
ist geduckt, ihre Körper stehen unter Spannung, die Gesichter sind vernarbt und ihr
Gehabe ist eine Mischung zwischen Vorsicht und Angriff. Wir fühlen uns hinten auf dem
offenen Pickup ziemlich angreifbar und fragen uns was die Geparden davon abhält uns zu
verspeisen. Der Eimer mit den Fleischstücken steht bei uns auf der Ladefläche und der
Farmer muss aussteigen um die Tier zu füttern. Kaum ist er ausgestiegen da springt auch
schon ein Gepard auf ihn zu. Der Farmer trägt einen Stock bei sich mit dem er das Tier
auf Abstand hält. Trotzdem wurde er in der Vergangenheit bereits von einem der Tiere verletzt.
Er erzählt, eine Gepardin ist an manschen Tagen so aggressiv, dass er es nicht wagt
auszusteigen und die Touristen auf der Ladefläche bittet das Fleisch herunter zu werfen.
Heute kann er sich die Raubkatzen allerdings vom Leib halten und steigt zu uns auf die
Ladefläche. Er öffnet den Eimer und wirft den Tieren die zerhackten Überreste eines Esels
zu. Sobald ein Tier eines der Stücke ergattert hat verzieht es sich ins Gebüsch. Das
ganze ist ein wirklich spannendes Erlebnis und im nachhinein wird klar warum wir zuerst
die zahmen Tiere zu sehen bekamen. Wäre die Fütterung in umgekehrter Reihenfolge verlaufen
wären wir wohl kaum noch bereit gewesen das Gelände mit den zahmen Tieren überhaupt zu betreten.
Für uns geht es jetzt weiter Richtung Südwesten. Wir umfahren das Brandbergmassiv mit Namibias
höchstem Gipfel dem Königstein an seiner östlichen Flanke und fahren durch eine wunderbare
abwechslungsreiche Landschaft über den riesigen Messum Krater Richtung Atlantik. Wieder
sehen wir viele Tiere und etliche der einmaleigen Welwischias, die weder den Nadel- noch den
Laubpflanzen zugeordnet werden kann und lediglich zwei zugegebenermaßen riesige Blätter besitzt.
Es wird kälter der Atlantik ist hier durch den Benguelastrom selten wärmer als 14°. Das Klima
wird kalt und neblig. Bei Cape Cross erreichen wir wieder das Meer. Hier stieß 1486 der erste
Europäer, der Portugiese Diego Cao, angelockt durch die große Seelöwenkolonie, an die Skeletoncoast
und hinterließ der Nachwelt ein Steinkreuz. Auch wir lassen uns vom Gestank der Tiere nicht
abschrecken und bestaunen die große Kolonie.
Unser nächstes Ziel ist Swakopmund,
ein Städtchen wie es deutscher nicht sein könnte. Adrett, sauber und gespickt mit Überresten
deutscher Kolonialzeit. Die Einkaufspassagen und Fußgängerzonen unterscheiden sich in nichts
von denen europäischer Städte. Überall wird Deutsch gesprochen und die Speisekarten in den
Lokalen sind in deutscher Sprache gehalten. Hier verbringen wir ein paar Tage erledigen lästige
Putz- und Wascharbeiten und notwendige Wartungsarbeiten. Peer und Jochen gönnen sich als
nachträgliches Geburtstagsgeschenk für Peer eine Tour mit Quads in den Dünen. Und natürlich
genießen wir es durch die Stadt zu schlendern. Bei einem unsere Streifzüge werden wir Zeuge
einer Hererodemonstration. Sie fordern von Deutschland die Übernahme der Verantwortung für
ihre Gräueltaten aus der Kolonialzeit und Wiedergutmachungszahlungen. Die Deutschen hatten
1904 den seit Monaten schwelenden Hereroaufstand in der Schlacht am Waterberg mit der
Niederlage der Hereros beendet. In Folge dessen trieben sie das gesamte Volk der Herero
in die Wüste besetzte die Wasserstellen und schossen jeden nieder der es wagte sich ihnen
zu nähern. Ca. 60000 Kinder, Frauen und Männer verdursteten. Diese kaum zu fassende,
abscheuliche und unverzeihliche Ausprägung deutscher Gründlichkeit hätte fast ein ganzes
Volk ausgerottet.
Wir besorgen uns ein drei Tage Permit für den Namib Nationalpark, stocken unsere Vorräte auf und verlassen
Swakopmund Richtung Osten. Wir wollen wieder in die Wüste. Es wird wieder heiß.
Die Namib ist die älteste Wüste der Erde und alles andere als langweilig. Ständig ändert
sich die Landschaft und je weiter wir uns vom Meer Richtung Osten entfernen um so mehr Pflanzen
und natürlich auch Tiere gibt es zu sehen. Nachts blicken wir wieder in den Sternenhimmel
und hoffen mit Barbaras Stellarskop einige Sternenbilder identifizieren zu können.
Doch der Mond ist so hell, dass sich nur wenig Sterne zeigen. Wir laufen zur Henno Marin Shelter
und wären daran vorbeigelaufen hätte unser GPS nicht die Koordinaten der Behausung gespeichert.
Der Felsüberhang war eine der Behausungen, die den beiden Deutschen Henno Martin und Herrmann Korn
als Unterschlupf diente. Sie lebten während des zweiten Weltkriegs über zwei Jahre fast autark in der Namib.
Dann geht es weiter Richtung Süden. Es ist Ostern und viele Osterurlauber sind unterwegs.
Wir fahren nach Sesriem dem Ausgangspunkt für die Besichtigung von Sossusvlei und Umgebung.
Zum ersten Mal auf dieser Reise haben wir Schwierigkeiten einen Campingplatz zu bekommen weil
alles überfüllt ist, doch schlussendlich werden wir fündig. So erleben wir Sossusvlei mit vielen
anderen Touristen. Wir steigen die riesigen Dünen hoch. Es macht irre Spaß sie an der steilen Seite
wieder hinunter zu springen. Schade, dass es im weichen Sand und unter der prallen Sonne sehr
anstrengend ist hochzusteigen.
Nach Sossusvlei verlassen wir unser Route von 92/93 der wir seit Archers Post in Kenia in weiten Teilen
gefolgt sind und wenden uns wieder Richtung Süden. Lüderitz ist unser nächstes Ziel. Auf dem Weg dorthin
am Rande des Diamantensperrgebiets haben wir unsere 4. Reifenpanne. Lüderitz empfängt uns nicht sehr
freundlich es ist Ostermontag und die Straßen sind wie ausgestorben. Der Wind pfeift sturmartig über
die Küste. Wir suchen uns ein Camp und laufen gegen den Wind ankämpfend in die menschenleere Stadt.
Es weht so stark, dass wir kein einziges unverwackeltes Bild zustande bekommen. Wir fragen uns
ernsthaft was den Kaufmann Lüderitz zum Kauf dieses menschunfreundliche Küstenstreifen veranlasst
haben konnte. Das Land ist unfruchtbar felsig an der Küste, Wüste im Hinterland und kilometerweit
wasserarm. Dazu kommt der Wind. Von den Diamanten konnte Lüderitz zum Zeitpunkt des Kaufs noch nichts ahnen.
In der Nacht wackelt der MAN so sehr, dass wir nur schlecht schlafen
können. Doch am nächsten Morgen hat sich der Wind in eine steife angenehm kühle Brise verwandelt,
die Sonne scheit und Menschen gehen ihren Besorgungen nach, so dass wir doch noch Freude an dieser
Stadt gewinnen. Wieder entdecken wir koloniale teilweise deutsche Überreste und genießen den frischen
Fisch, den wir hier bekommen. Auch die Besichtigung der verlassenen Diamantensucherstadt Kolmanskop
ist ein tolles Erlebnis. Der Guide erklärt uns, dass der Kaufmann Lüderitz hier Kupfer abbauen wollte.
Und schlussendlich finden wir sogar noch gefallen an der schroffen, kargen,
unbesiedelten Küste, mit ihren Robben, Pinguinen und Delfinen.
Über Garub, wo wir Wildpferde oder besser verwilderte Nutztpferde beobachten können,
fahren wir jetzt nach Aus. Aus wurde früher als Verteilzentrum für die Waren, die über den Hafen
von Lüderitz nach Namibia geliefert wurden, genutzt und entsprechend von den Schutztruppen geschützt.
Hier wandern wir den Schutztruppentrail entlang. Peer findet eine alte Patrone ansonsten sind wir
von der vorgegebenen Wanderroute nicht allzusehr beeindruckt.
Wir wenden uns jetzt Richtung Osten, denn wir wollen über Südafrika an die Strände von Mozambique.
Keetmanshoop ist unsere nächste
Zwischenstation. Die Stadt, 1866 als Missionstation gegründet und nach dem Geldgeber Johann Keetman
benannt gefällt uns recht gut. Das Leben der schwarzen und weißen Bevölkerung erscheint und
partnerschaftlicher als in den anderen Städten, die wir besuchten. Alles ist ruhig und beschaulich
und es gibt wieder ein paar koloniale Überbleibsel zu betrachten. Wir stocken noch einmal unsere
Vorräte auf und dann geht es weiter Richtung Osten.
Wir fahren durch eine fast bizarre Landschaft auch Giant's Playground genannt. Riesige Felsbrocken
wie Bauklötze zu Türmen aufeinander gestapelt und mit Köcherbäumen bewachsen säumen unseren Weg.
Schon kurz hinter Keetmanshoop machen wir
wieder Halt. Hier gibt es die Fossilien des Mesosaurus zu besichtigen. Wir belieben eine Nacht auf
der Mesosaurus Fossil Farm. Giel, der Farmer ist uns gleich sehr sympathisch. Obwohl uns die Touristentour
zu teuer ist zeigt er uns seine kleine Sammlung von Fossilien, die er auf dem Farmgeländer gefunden hat.
Giel erzählt, dass er vor Jahren bei der Farmarbeit auf die versteinerten Überreiste eines wie er damals
glaubte Geckos stieß. Sein Schwager, Zoologe an der Universität von Stellenbosch, wusste sofort, dass
es sich bei der Versteinerung nicht um eine Gecko handeln könne und vermittelte ihm den Kontakt zu
Dr. Oelofson, der seine Doktorarbeit über den Mesosaurus schrieb. Dr. Oelofson identifizierte das
Fossil als einen Mesosaurus. Bisher wurde der Mesosaurus nur auf dem Südamerikanischen Kontinent gefunden.
Damit, meint Giel, ist endgültig bewiesen, dass der afrikanische und der südamerikanische Kontinent einst
zusammenhingen.
Nach gut eineinhalb Monaten verlassen wir Namibia. Die Ausreiseformalitäten sind problemlos. Nur unser Feuerholz
wird uns mit der Begründung abgenommen, dass wir es nicht in Südafrika einführen dürfen.
Uns das zu untersagen wäre doch eigentlich die Aufgabe der Südafrikaner. Doch wir sind des
diskutieren müde und überlassen dem Grenzbeamten unser Feuerholz.
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